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Irma Trksak

Nachname:
Trksak
Vorname:
Irma
geboren:
2.10.1917
Zugehörigkeit:
Andere
letze Änderung:
Thu Aug 31 14:58:30 UTC 2023
Biographie
Irma Trksak: „Ich wurde am 02. Oktober 1917 in Wien geboren. Vater Stefan und Mutter Anna sind als junge Leute vor dem Ersten Weltkrieg aus der Slowakei nach Wien gekommen, um hier Arbeit zu suchen. Der Vater, gelernter Schuster und Sozialdemokrat, arbeitete sich nach seiner Rückkehr aus dem Ersten Weltkrieg in einer Eisfabrik vom Hilfsarbeiter zum Maschinisten hoch. Unsere Familie war arm, aber nicht elend, denn wir hatten einen Verdiener, das war mein Vater. Wir waren sechs Personen, zwei Erwachsene und vier Kinder. Wir hatten nie Hunger, mein Vater war nie arbeitslos, aber wir hatten natürlich keinen Überfluß. Ich, Irma, eine ältere Schwester, Anna, und zwei jüngere Brüder, Stefan und Jan besuchten in Wien tschechische Schulen und wuchsen dreisprachig (tschechisch, slowakisch, deutsch) auf. Ich maturierte am tschechischen Comensky-Realgymnasium (im 3. Bezirk) - damals in einer Arbeiterfamilie keineswegs eine Selbstverständlichkeit, schon gar nicht für ein Mädchen. Nach der Matura schloß ich ein Jahr Ausbildung an der Pädagogischen Akademie in Prag an. Mit dem Abschluß erhielt ich in Wien eine Anstellung als Lehrerin an der tschechischen Volksschule. Daneben unterrichtete ich an der slowakischen Sprachschule. Nach dem „Anschluß" Österreichs an Hitler-Deutschland wurden diese Schulen geschlossen. Ich begann ein Slawistik-Studium an der Universität Wien. In dieser Zeit setzt meine Widerstandstätigkeit ein, zunächst in einer Zensurstelle für Briefe in slawischen Sprachen und dann in meiner Gruppe im „Tschechoslowakischen Turnverein". In diesem Verein hat sich alles abgespielt. Wir waren durch ihn getarnt, wir konnten - im Rahmen dieses Vereins - in die Lobau gehen, haben Spaß gemacht, gesungen, sind gewandert – und konnten dabei beraten, wie wir unsere Widerstandstätigkeit ausüben. Ohne daß die Nazis uns draufgekommen sind. Meine Beweggründe zur Widerstandstätigkeit hatten ursprünglich nichts damit zu tun, daß die deutschen Faschisten gekommen sind sondern mit der Gewalt, der Brutalität des Regimes - den Verhaftungen und Verfolgungen. Aber am meisten getroffen war ich dadurch, daß sie uns als (tschechoslowakische) Minderheit aufgelöst haben. Als Slawen kamen wir im Dritten Reich an die 3. Stelle nach den Juden, Roma und Sinti. Wir hatten kein „deutsches Blut in unseren Adern", wir waren minderwertig, wir waren verurteilt nach dem was Hitler in „Mein Kampf" geschrieben hat." Im Frühjahr 1939 ist Irma Trksak an einem Brandlegungsversuch beteiligt und im Oktober darauf an einem zweiten in der Lobau. Im September 1941 wird sie von der Gestapo verhaftet. Ein Jahr lang ist sie im berüchtigten Wiener Polizeigefängnis Roßauer Lände, das auch von der Gestapo genutzt wird, inhaftiert. Ende September 1942 wird sie mit einem Transport nach Ravensbrück geschickt. Dort trifft sie auf Rosa Jochmann, Sozialdemokratin und weit über die Grenzen Österreichs hinaus bekannte Symbolfigur für den unermüdlichen Kampf gegen Faschismus und Unterdrückung. Im KZ Ravensbrück arbeitet sie für Siemens, wird Stubenälteste und nach einem Verrat in das – ganz in der Nähe liegende - Vernichtungslager Uckermark überstellt. Am 28. April 1945 wird sie mit ihren Leidensgenossinnen in einem der sogenannten Todesmärsche von der SS Richtung Westen getrieben, um so den sich nahenden Russen zu entkommen. Ihr gelingt die Flucht. Einen Monat später kann sie - nach einem abenteuerlichen Marsch über Polen und der Tschechoslowakei - in Wien ihre Eltern in die Arme schließen und erfährt vom Tod ihres Freundes und ihrer zwei Brüder. 1946 ist sie Zeugin im Hamburger Prozessa, der den Verantwortlichen der Konzentrationslager Ravensbrück und Uckermark von den Engländern in einem Militärgericht gemacht wird. Irma Trksak: „Nach dem Krieg wurde ich Vertragsangestellte auf der tschechoslowakischen Gesandtschaft (Sekretärin des Kulturattachés), arbeitete ein Jahr in der Redaktion einer tschechischen Wochenzeitung und blieb anschließend eine zeitlang zu hause. Später übernahm ich dann verschiedene Tätigkeiten in der Privatwirtschaft. Seit der Pensionierung bin ich Sekretärin der Österreichischen Lagergemeinschaft Ravensbrück und Mitarbeiterin des KZ-Verbandes in Wien."